Wenn bei Coca‑Cola HBC Österreich in Edelstal von eifrigen Bienen die Rede ist, ist das keine Metapher für die rund 350 Mitarbeitenden, die am Standort für die Produktion der Getränke aus dem Hause Coca‑Cola verantwortlich sind. Seit einigen Jahren beheimatet das naturnahe Quellschutzgebiet nahe des Werksgeländes zehn Bienenvölker. Sie erfüllen nicht nur eine wichtige Bestäubungsleistung für die Blühflächen rund um das Werk, sondern produzieren auch Bio-Honig, der zu Weihnachten an alle Mitarbeitenden des Unternehmens verschenkt wird. Liebevoll betreut werden die Insekten das gesamte Jahr über von Imker Willi Kammlander. Mit ihm haben wir darüber gesprochen, worin die Vorteile der Zusammenarbeit für beide Seiten liegen, was es bedeutet, so viele Mitarbeiterinnen – ja, es sind hauptsächlich Weibchen, wie wir aus dem Biologie-Unterricht wissen – zu betreuen und was Trachten damit zu tun haben.
Willi Kammlander: Die Honigbiene hat ein positives Image und gilt als fleißig und nützlich. Sie steht als Indikator für intakten Lebensraum mit gesunder Luft- und Wasserqualität. Immer mehr Unternehmen wollen einen Beitrag zur Unterstützung der Honigbiene und damit zu einer vitalen Umwelt leisten. Nachhaltigkeit und die Bewahrung oder Schaffung von naturbelassenen Blühflächen werden in Zukunft von immer größerer Bedeutung für unser Ökosystem sein.
Sich als Unternehmen für die Umwelt einzusetzen, heißt nicht nur seine soziale und gesellschaftspolitische Rolle aktiv einzunehmen, sondern kann in der Wahrnehmung der Kund:innen den entscheidenden Vorteil gegenüber Mitbewerber:innen ausmachen. Die Aufstellung von Bienenvölkern direkt am Standort Edelstal ist ein gelungenes Beispiel dafür, wie das Unternehmen Coca‑Cola HBC Österreich seine Umweltleistung verbessern und Bewusstsein für den Schutz der Umwelt bei den Mitarbeiter:innen schaffen kann.“
Willi Kammlander: „Ich habe vor einigen Jahren dem damaligen Standortleiter Patrick Redl eine mögliche Zusammenarbeit zwischen Coca‑Cola HBC Edelstal und meiner Imkerei angeboten und ihn für ein gemeinsames Projekt begeistern können. Seither fliegen meine Bienen am Standort und produzieren unermüdlich Honig, der zu Weihnachten an die Mitarbeiter:innen als „Erfolgsbeteiligung“ des Bienenprojektes verteilt wird.
Der Unternehmensstandort in Edelstal erfüllt in jeder Hinsicht die Anforderungen für einen perfekten Bienenstand. Meine zehn Bienenvölker befinden sich mitten im Quellenschutzgebiet in einem naturbelassenen Umfeld. Vor Jahrzehnten war an dieser Stelle ein Campingplatz, heute befinden sich auf dem Areal große offene Wiesenflächen eingesäumt von uraltem Baumbesatz. Es gibt somit offene, sonnige wie auch schattige und windgeschützte Plätzchen. Besonders wichtig für das Bienenwohl ist eine abwechslungsreiche „Trachtsituation“: Im zeitigen Frühjahr finden die Bienen Pollen und Nektar von Schneeglöckchen, Saalweiden, Obstbäumen und anderen Frühblühern. Die erste Haupttracht bildet die Rapsblüte der zahlreichen umliegenden Rapsfelder, dessen Eintrag zu einem cremigen Honig verarbeitet wird. Gefolgt von der Akazienblüte und Ahorn. An diesem Standort gibt es zudem eine Vielzahl an Lindenbäumen, deren Nektar von den Bienen sehr gerne gesammelt wird. Die letzte ergiebige Tracht in Edelstal ist die Sonnenblume. Durch dieses reichhaltige Angebot an nektarspendenden Pflanzen ergibt sich eine Topversorgung für die Bienen, was zu starken und vitalen Völkern führt.“
Willi Kammlander: „Über das Jahr gerechnet sind rund 15 Bienenstandbesuche notwendig. An den ersten warmen Tagen Ende Februar wird die Frühjahrsrevision durchgeführt. Dabei überprüft der Imker die Futtersituation und das Vorhandensein einer Königin. Zu Beginn der ersten Tracht wird das Volk um weitere Zargen erweitert, um den Bienen mehr Raum zur Entwicklung und zum Eintragen von Nektar zu bieten. Insgesamt wird fünfmal Honig vom Standort geschleudert, wodurch unterschiedliche Sorten geerntet werden können. Die eigentliche Bienensaison ist bei uns im Osten Österreichs bereits Mitte August zu Ende. Die Hauptaufgabe im Herbst ist die Behandlung gegen die Varroamilbe sowie die Überprüfung, ob ausreichend Futter für die Überwinterung vorhanden ist.
Willi Kammlander: „Die Bienen sammeln Nektar von nektarspendenden Blühpflanzen und transportieren diesen in den Bienenstock. Dort wird er in Waben eingelagert und durch mehrmaliges Umtragen wird zunehmend Wasser entzogen, bis ein Wassergehalt unter 20% erreicht ist. Jetzt erst ist reifer Honig entstanden, der ohne zu verderben lange gelagert werden kann. Die Bienen zeigen die Reife des Honigs an, indem sie die Waben mit Wachs verdeckeln. Das ist das Zeichen für den Imker, dass er den Honig schleudern kann. Dazu werden die Waben wieder mit einem speziellen Werkzeug entdeckelt, damit der Honig in der Zentrifuge aus den Waben fließen kann. Das „flüssige Gold“ rinnt noch durch ein Doppelsieb, um Wachsverunreinigungen zu entfernen. Anschließend wird er in Gläser abgefüllt, verdeckelt und etikettiert. Die Lagerung von Honig sollte trocken und vor Wärme geschützt erfolgen. Dann kann man sich über viele Monate am Genuss erfreuen.
Willi Kammlander: „,BIO-Honig‘ ist eine Frage der Qualität und eine Grundsatzeinstellung des Imkers. Ich habe mich vor einigen Jahren entschlossen, meine Imkerei biozertifizieren zu lassen. Bei der Umstellung vom konventionellen zum Biobetrieb muss man einen Prozess durchlaufen. Eine Biokontrollstelle überprüft jährlich, dass Standards und Regelungen aus der EU-Bioverordnung eingehalten werden. Dazu gehören Auflagen, wie Aufstellung der Bienenvölker an Standorten mit naturbelassenen oder biologisch bewirtschafteten Flächen, regelmäßige Wachskontrollen, Belassung von ausreichend Honig im Volk am Ende der Saison und Vermeidung von Fütterung mit Zuckersirup, Warenstromanalysen, uvm.
Diese Prozesse sind oft sehr zeitaufwendig und kostspielig und werden von vielen Kolleg:innen gescheut. Der Imker bringt aber dadurch Transparenz in seinen Betrieb und durch die strengen Kontrollen sind für den Kunden Qualität der erzeugten Produkte sowie das Bienenwohl sichergestellt. Das BIO-Logo ist ein Gütezeichen, das Imkern eine Möglichkeit zur Abgrenzung speziell gegen ausländische Massenerzeuger bietet.“
Willi Kammlander: „Ich stamme ursprünglich aus der Nachbargemeinde Hundsheim, lebe aber seit rund 18 Jahren mit meiner Familie in Orth an der Donau im Marchfeld. Hauptberuflich arbeite ich bei einer Pharmafirma und betreibe meine BIO-Imkerei „WILLIS-BIENENWELT“ im Nebenerwerb.
Imkern ist für mich ein perfekter Ausgleich zum fordernden Arbeitsalltag. Am Bienenstand bin ich ein völlig anderer Mensch. Hektik und Stress haben hier nichts verloren. Bienen sind sehr sensible Lebewesen, die mit dem Imker interagieren. Ruhiges Hantieren fördert ihre Sanftmut. Am meisten bin ich von den Fähigkeiten und den sozialen Eigenschaften der Bienen fasziniert, die für uns Menschen in manchen Situationen Vorbild sein können. Meine Neugierde hat mich in den letzten Jahren dazu veranlasst, immer mehr über diese interessanten Insekten erfahren zu wollen. Deshalb habe ich Ausbildungen zum Imkerfacharbeiter und schließlich zum Meister der Bienenwirtschaft absolviert, um mein Wissen über diese Tiere zu vertiefen. Die Weitergabe meines Wissens und meiner Erfahrung sind mir ein Herzensanliegen, das ich bei Vorträgen und Bienenstandbesuchen für Bienenfreunde gerne auslebe.