Michael Kass-Buchberger

PATHfindr: Wie Peer-Beratung auf TikTok & Co. die Berufsorientierung revolutioniert.

Ein Interview mit Gründer und GASBA 2024 Gewinner Michael Kass-Buchberger

 

Was kommt nach der Schule? Für viele Jugendliche ist die Suche nach dem passenden Bildungsweg oder der richtigen Lehre eine Reise ins Ungewisse, oft geprägt von Planlosigkeit und Unsicherheit. Genau diese Lücke schließt PATHfindr auf innovative Weise. Das Social Start-up, gegründet von Michael Kass-Buchberger, der selbst als Lehrer an einer Mittelschule tätig ist und somit die Sorgen und Nöte der Jugendlichen aus erster Hand kennt, wurde letztes Jahr mit dem Get active Social Business Award (GASBA) ausgezeichnet.

 

Der Ansatz von PATHfindr unterscheidet sich grundlegend von traditionellen Angeboten: Statt auf klassische Beratungsgespräche setzt man auf digitale Präsenz direkt in der Lebenswelt der Jugendlichen, auf Plattformen wie TikTok, Instagram und Discord. Das Herzstück bildet dabei ein einzigartiger Peer-Ansatz: Junge Leute, die selbst mitten in der Ausbildung stecken oder diese gerade abgeschlossen haben, beraten andere Jugendliche auf Augenhöhe, teilen ihre Erfahrungen und beantworten Fragen authentisch und direkt. Wir haben mit Gründer Michael über die Kraft dieser Peer-Beratung, die spürbaren Auswirkungen des Preisgewinns und die ambitionierten Zukunftspläne von PATHfindr gesprochen.

 

 

1. Was war die Motivation für PATHfindr und wie unterscheidet ihr euch von traditioneller Beratung?

 

Die Grundidee entstand aus der Beobachtung, dass viele Jugendliche nach der Pflichtschule oft planlos und orientierungslos sind. Wir wollen sie genau da unterstützen, wo sie sich wohlfühlen, in ihrer digitalen Komfortzone auf Plattformen wie TikTok, Instagram oder Discord. Unser Ansatz unterscheidet sich dadurch, dass wir auf Augenhöhe agieren: Jugendliche Peers, die selbst gerade in Ausbildung sind oder waren, teilen ihre Erfahrungen. Es geht um direkten, authentischen Support in der Lebensrealität der Jugendlichen.

 

 

2. Was hat sich seit dem GASBA 24 Gewinn bei euch getan?

 

Seit dem Gewinn des GASBA 2024 hat sich unglaublich viel getan! Interessant ist, wie oft der Preis in Gesprächen aufkommt, besonders mit neuen Kooperationspartnerinnen oder Multiplikatorinnen. Wenn ich frage, ob sie PATHfindr kennen, höre ich oft: „Ja klar, ihr habt doch den GASBA gewonnen, oder?“. Das wirkt anscheinend wie ein echtes Qualitätssiegel und erleichtert uns den Vertrauensaufbau und die Kommunikation nach außen enorm. Das habe ich in den letzten Monaten seit dem Gewinn schon einige Male erlebt.

 

 

3. Wie funktioniert euer Peer-Konzept und wie kommt das bei eurer Zielgruppe an?

 

Unsere Peers sind das Herzstück von PATHfindr. Das sind junge Leute zwischen 14 und etwa 30, die ihre eigenen Erfahrungen aus Lehre, Schule oder Studium ehrenamtlich weitergeben. Sie stehen abends auf TikTok & Co. für Fragen zur Verfügung, erzählen von ganz grundlegenden Dingen, wie zum Beispiel der erste Tag in der Lehre war oder was man für eine Ausbildung mitbringen muss. Dieser direkte Austausch von Jugendlichen für Jugendliche kommt super an. Die Peers werden natürlich von uns ausgebildet und begleitet.

 

 

4. Wie nutzt ihr TikTok, Instagram & Discord?

 

Wir nutzen diese Kanäle, um die Jugendlichen dort zu erreichen, wo sie sowieso sind. Auf TikTok und Instagram versuchen wir, coolen, aber informativen Content zur Berufsorientierung zu bieten, oft direkt von unseren Peers. Discord dient eher dem Community Management und direkteren Austausch. Die größte Erkenntnis ist vielleicht weniger eine Überraschung, sondern eine Bestätigung: Jugendliche digital zu erreichen, ist eine riesige Herausforderung, weil sich Trends und Plattformen extrem schnell ändern. Man muss da ständig am Puls der Zeit bleiben.

 

 

5. Welche Meilensteine von 2024 würdest du hervorheben?

 

Der Gewinn des GASBA 24 war natürlich ein riesiger Meilenstein! Erst beim Schreiben unseres Jahresberichts von 2024 ist uns so richtig bewusst geworden, was wir im letzten Jahr alles erreicht haben. Dazu zählen unter anderem über 1.100 individuelle Beratungen die wir seit Go-Live 2023 erreicht haben.

 

 

6. Wie wichtig sind Partnerschaften für PATHfindr?

 

Partnerschaften sind sehr wichtig. Der Austausch mit anderen Organisationen, wie zum Beispiel mit den GASBA-Finalisten 'Parola' oder 'Learning Circle', ist total wertvoll. Wir schauen, wie wir zusammenarbeiten können, da wir oft ähnliche Zielgruppen haben oder sich unsere Ansätze gut ergänzen - wie unser digitaler Raum mit dem physischen Raum von Parola. Der Gewinn des Get active Social Business Award hilft uns auch dabei, Vertrauen bei potenziellen Kooperationspartnerinnen aufzubauen.

 

 

7. Welche Herausforderungen siehst du bei digitaler Berufsorientierung und wie begegnet ihr ihnen?

 

Die größte Herausforderung ist, Jugendliche digital überhaupt zu erreichen und ihre Aufmerksamkeit für das Thema Berufsorientierung zu gewinnen. Die digitale Welt ist extrem schnelllebig, Geschmäcker und Plattformen ändern sich rasant. Man muss versuchen, immer am Puls der Zeit zu sein, was nicht einfach ist. Wir begegnen dem, indem wir auf den Plattformen aktiv sind, die Jugendliche nutzen, und indem wir auf authentische Inhalte von Peers setzen, die auf Augenhöhe kommunizieren. Dadurch, dass ich selbst an einer Mittelschule unterrichte, bekomme ich Trends oft früh mit.

 

 

8. Was sind eure Zukunftspläne und Visionen?

 

Wir haben definitiv große Pläne! Wir wollen PATHfindr von Oberösterreich, Niederösterreich und Wien auf ganz Österreich ausrollen und auch physisch präsenter werden, zum Beispiel durch Kooperationen und Workshops direkt an Mittel- und Polytechnischen Schulen. Außerdem möchten wir unser Peer-Projekt stark vergrößern, also jedes Jahr mehr Jugendliche ausbilden und begleiten. Und natürlich müssen wir schauen, welche neuen Plattformen relevant werden - TikTok und Instagram sind sicher nicht das Ende der Fahnenstange.

 

 

10. Welche Learnings und Tipps hast du für soziale Gründer:innen?

 

Das Wichtigste: Hör auf dein Herz und deine Leidenschaft, steh voll hinter deiner Idee und bleib authentisch, auch wenn's schwierig wird. Es ist kein leichter Weg, oft ist es harte Arbeit mit „Blut, Schweiß und Tränen“, und man macht Fehler. Aber genau daran wächst man. Nicht aufgeben! Manchmal klappt es erst beim zweiten oder dritten Versuch, so wie bei unserer GASBA-Einreichung. Such dir unbedingt Leute zum Austauschen. Man muss nicht jeden Fehler selbst machen. Ich biete auch gerne an, sich über LinkedIn bei mir zu melden, ich habe da immer ein offenes Ohr.

 

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