ames Quincey, Chairman und CEO der Coca-Cola Company

Warum eine Welt ohne Müll möglich ist

James Quincey, Chairman und CEO der Coca‑Cola Company, über Plastikmüll und seine schwerwiegenden Folgen und einen gemeinsamen Weg zu einer Welt ohne Müll

13/08/2020

NACHDEM SIE HEUTE MORGEN aufgewacht sind, hat es vielleicht etwa eine Stunde gedauert, bis Sie fertig für den Tag waren. Sie haben sich die Zähne geputzt, geduscht und sich angezogen. Sie waren vielleicht hungrig, haben gefrühstückt und die Nachrichten gecheckt. Einige von Ihnen haben Kinder zur Schule geschickt. Andere E-Mails beantwortet, die über Nacht eingetroffen sind.

Ich? Ich habe mich mal wieder beim Rasieren geschnitten.

Egal, wer Sie sind oder wo Sie leben, eines ist sicher: In dieser Stunde sind schätzungsweise 900 Tonnen Plastikmüll in unsere Meere gelangt. Das entspricht dem Gewicht von fast 600 mittelgroßen Limousinen.

Das ist nicht akzeptabel.

Es ist sogar untragbar. Wenn nichts dagegen unternommen wird, erstickt der Plastikmüll langsam unsere Ozeane und Wasserwege. Dieser Abfall stellt eine große Gefahr für das Leben in den Meeren dar, sie wird uns in beunruhigenden Bildern von leidenden Tieren vor Augen geführt. Und dieser Abfall wird wahrscheinlich weitreichende Auswirkungen haben, die über die Tierwelt hinausgehen.

Das weltweite Verpackungsproblem ist ein Symptom für einen ernsthafteren Zustand. Wir verbrauchen unsere Erde, als hätten wir noch eine weitere im Regal, die nur darauf wartet, geöffnet zu werden. Tatsächlich ist im 20. Jahrhundert die Nutzung der natürlichen Ressourcen weltweit doppelt so schnell gewachsen wie die Bevölkerung.

Nach Angaben des Umweltprogramms der Vereinten Nationen hat sich der weltweite Materialverbrauch zwischen 1970 und 2017 mehr als verdreifacht und lag 2017 bei 92 Milliarden Tonnen. Wir verbrauchen (und verschwenden) unsere natürlichen Ressourcen in einem rasch wachsenden Tempo. Wir tun so, als würden sie uns nie ausgehen.

Das ist nicht nur ein Problem für bedauernswerte Meeresschildkröten oder Küstenorte, die sich mit Plastikflaschen herumschlagen müssen, die an ihren Ufern angespült werden. Es ist ein Problem für uns alle, überall. Und wie die meisten Probleme bietet auch dieses eine Chance. Wir haben die Chance, Kunststoffe, Verpackungen und sogar unsere Wirtschaft zum Besseren zu überdenken.

Seit Jahrzehnten sind Lebensmittel- und Getränkeverpackungen ein wichtiger Teil unseres modernen Lebens. Flaschen und Dosen machen es uns leicht, auch unterwegs genug zu trinken. Sie tragen dazu bei, dass Getränke für den menschlichen Verzehr sicher und hygienisch einwandfrei bleiben. Sie tragen dazu bei, in Zeiten der Not sauberes Trinkwasser bereitzustellen.

Im Jahr 2017 spendeten wir gemeinsam mit unseren Abfüllpartnern unmittelbar nach den Hurrikans Irma, Harvey und Maria über 1,4 Millionen Flaschen Wasser an Gemeinden in Not. Dieses saubere, sichere Wasser hat dazu beigetragen, Menschen am Leben zu erhalten. Und das war nur dank moderner Kunststoff- und Wasserabfülltechnologie möglich.

Dennoch ist die romantische Vorstellung einer Welt ohne Verpackung verlockend. Zu glauben, dass das Leben besser wird, wenn wir Plastikflaschen und Getränkedosen loswerden. Für die Tiere, für die Menschen, für unseren Planeten. Diese Vorstellung ignoriert fälschlicherweise all das Gute, das sie tun können. Moderne Lebensmittel- und Getränkebehälter tragen dazu bei, den Verderb von Lebensmitteln und den Abfall zu reduzieren. Sie begrenzen die Verbreitung von Krankheiten. Sie können helfen, Leben zu retten.

Kurz gesagt: Flaschen und Dosen können der Gesellschaft nützen, wenn sie richtig gestaltet sind und verantwortungsbewusst entsorgt werden.

Um dies zu unterstützen können Unternehmen wie The Coca‑Cola Company sich herausfordern, mehr zu tun. Zu führen. Risiken einzugehen. Und mit gutem Gewissen zu wachsen, indem wir unsere Geschäfte auf die richtige und nicht nur auf die einfache Art und Weise betreiben.

Deshalb haben wir ein kühnes, ehrgeiziges Ziel angekündigt: bis 2030 für jede Flasche oder Dose, die wir verkaufen, eine zu sammeln und zu recyceln, unabhängig davon, wo sie herkommt. Wir wollen wir, dass jede Verpackung mehr als ein Leben hat.

Das ist unsere Vision für eine Welt ohne Müll.

Die Arbeit an einer Welt ohne Müll ist nicht einfach und erfordert viel Beweglichkeit. Die Unternehmen müssen ihren Teil dazu beitragen, indem sie sicherstellen, dass ihre Verpackungen tatsächlich recycelbar sind. Die Menschen müssen ihren Teil dazu beitragen, indem sie tatsächlich recyceln. Und wir alle müssen tun, was wir können, egal wie groß oder klein der Beitrag ist, um sicherzustellen, dass Verpackungen nicht dort landen, wo sie nicht hingehören.

Um dies zu erreichen, denken wir den gesamten Lebenszyklus einer Verpackung neu, von ihrer Konzeption bis zur Herstellung.

Im Jahr 2009 haben wir die PlantBottle eingeführt, eine bahnbrechende Innovation, die zu 30 Prozent aus pflanzlichen Materialien besteht. Seit Jahren arbeiten wir daran, unsere Verpackungen zu 100 Prozent wiederverwertbar zu machen. Und Sie haben wahrscheinlich bemerkt, dass einige unserer Flaschen leichter sind als früher. Das sind Schritte in die richtige Richtung und wir beabsichtigen nicht, damit aufzuhören. Wir suchen nach neuen Wegen, Plastik innovativer und nachhaltiger zu machen, und wir arbeiten daran, mehr recyceltes Material zu verwenden.

Unsere Flaschen und Dosen nachhaltiger und recycelbarer zu machen, ist nur ein Teil der Antwort. Wenn etwas recycelt werden kann, sollte es auch recycelt werden. Deshalb wollen wir den Menschen überall auf der Welt dabei helfen, zu verstehen, wie sie ihren Teil dazu beitragen können.

Unser Ziel ist es, mehr Menschen zu ermutigen, mehr und besser zu recyceln. Um dies zu erreichen, wollen wir Marketingbudgets und Fachwissen investieren, damit die Menschen verstehen, was, wie und wo recycelt werden kann. Wir glauben an die Kreislaufwirtschaft, bei der Kunststoffe, Glas und Aluminium mehrfach wiederverwendet statt weggeworfen werden. Wir wollen, dass auch andere daran glauben.

Wir wollen mit lokalen Gemeinden, unseren Konkurrenten und sogar unseren Kritikern zusammenarbeiten, um dieses Problem zu lösen.

In einigen Ländern ist Recycling einfach. Sie werfen einfach Ihre Flasche oder Dose in die nächste Recyclingtonne – das war's. Woanders ist das harte Arbeit. Vielleicht gibt es keine Recyclingtonne oder die Fahrt zum nächsten Recyclinghof dauert zwei Stunden. Wer hat dafür schon Zeit? Wichtiger noch: Niemand sollte so weit fahren müssen, um zu recyceln.

Da unser Unternehmen nahezu überall auf der Welt vertreten ist, können wir unsere bewährten Verfahren mit anderen teilen. Wir können mit Regierungen, der Privatwirtschaft und Nichtregierungsorganisationen zusammenarbeiten, um effektivere Recyclingsysteme zu entwickeln, die den besonderen Bedürfnissen jeder Gemeinde gerecht werden. Wir können tatsächlich dazu beitragen, Recycling einfacher und zugänglicher für alle zu machen.

In Mexiko haben wir genau das getan. Die Abfüller von Coca‑Cola schlossen sich 2002 der mexikanischen Kunststoffindustrie und anderen an, um Ecology and Corporate Commitment (ECOCE) zu gründen. Diese gemeinnützige Organisation hat sich der Förderung des Recyclings verschrieben. Wir haben auch in den Aufbau der beiden lebensmittelgerechten PET-Kunststoff-Recyclinganlagen des Landes investiert, IMER und PetStar. Diese Investitionen haben sich ausgezahlt: 2016 recycelte Mexiko 57 Prozent des von ihm produzierten PET-Kunststoffs (gegenüber 9 Prozent im Jahr 2002) und ist damit ein weltweit führendes Land beim PET-Recycling.

Das ist genau, was wir tun wollen.

„Aber was ist mit all den Flaschen und Dosen, die es bereits gibt?“ könnte man sagen. „Was tun Sie dagegen?“

Danke, dass Sie fragen. Dass wir ein Ziel für 2030 verkünden, bedeutet nicht, dass wir bei Null anfangen.

Seit 1995 sind wir der Hauptsponsor des weltweit größten freiwilligen Einsatzes für das Wohlergehen der Ozeane, des Ocean Conservancy's International Coastal Cleanup. Im Laufe dieser Partnerschaft haben wir elf Millionen Menschen mobilisiert, um bislang rund 100.000 Tonnen Müll von über 360.000 Meilen Küstenlinie zu beseitigen.

Und es gibt so viel mehr, was wir gemeinsam tun können.

Kein Unternehmen, keine Organisation, keine Regierung und keine Person kann dieses Problem allein lösen. Stellen Sie sich vor, jedes Unternehmen, das Verpackungen verkauft, würde sich uns auf dieser Reise anschließen. Stellen Sie sich vor, wir würden alle unser Fachwissen und unsere Ressourcen in die Lösung dieses Problems einbringen. Stellen Sie sich vor, wir würden alle mithelfen, Verpackungen von den Orten fernzuhalten, wo sie nicht hingehören.

Plötzlich ist eine Welt ohne Müll möglich.

Wenn wir alle durch abgestimmte, gemeinsame Aktionen zusammenkommen, können wir einen bedeutsamen und dauerhaften Unterschied machen. Das muss die Haltung sein, die wir alle einnehmen. Das Leitprinzip, nach dem wir alle handeln. 

Wenn Sie bis hierher gelesen haben, sind bereits schätzungsweise 40.000 weitere Plastikflaschen in unsere Ozeane gelangt.

Gemeinsam können wir diese Zahl senken. Gemeinsam können wir sie vielleicht auf Null reduzieren. Es wird harte Arbeit, Hingabe und Investitionen von vielen Akteurinnen und Akteuren erfordern, aber ich bin sicher, dass es sich für unseren Planeten, unsere Gemeinden und unser Unternehmen lohnen wird.

Also: Lassen Sie uns an die Arbeit gehen!

Weitere Informationen zu unserem Nachhaltigkeitsengagement weltweit, in Europa und in Deutschland auf folgenden Webseiten: