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Vom Feld in die Flasche: Rhabarber für ViO Schorle
Seit 90 Jahren produziert Coca‑Cola Getränke in Deutschland. Die Zutaten dafür kaufen wir oft auch in der Region. Besuch auf einem Rhabarberfeld im Rheinland
23/06/2019
NATÜRLICH knackt er. Aber nicht nur das. Als Hans-Jürgen Peters eine der Stangen aufbricht, mischt sich ein weicher Unterton in das Geräusch. Der Rhabarber ist voller Saft. Peters zeigt auf das glänzende Fruchtfleisch: „So muss es aussehen.“
8:00 Uhr in Merzenich, etwa in der Mitte zwischen Köln und Aachen. Über dem Feld liegt leichter Morgennebel. Hier, am Fuß der Eifel, auf den nährstoffreichen Böden der niederrheinischen Bucht, liegt das größte Anbaugebiet für Rhabarber in Deutschland. Von hier kommt der Rhabarber für die ViO Schorle.
Rhabarber, wie ihn Peters gerade in Händen hält. Am Morgen auf dem Feld geerntet, kommt er über Nacht beim Fruchtsafthersteller im Südharz an. Am nächsten Tag, gerade einmal 24 Stunden nach der Ernte, ist frischer Direktsaft daraus geworden. Er steht auf Abruf bereit für die weitere Reise nach Lüneburg, wo die ViO Schorlen abgefüllt werden. Alle Säfte für die Schorlen sind aus heimischem Obst hergestellt, von kleinen bis mittelgroßen Produzenten aus Deutschland. Hans-Jürgen Peters „hätte bis vor drei Jahren nicht gedacht, dass er einmal Rhabarber für Coca‑Cola anbauen würde“.
Aber zurück zur Stange. Peters zeigt auf das Innenleben. „Mit diesen Leitungsbahnen transportiert die Pflanze Nährstoffe aus der Fotosynthese von den Blättern zum Ballen.“ Je später im Jahr, desto mehr dieser Bahnen. Schon ein zwei Wochen später werden es viel mehr sein. Der Stängel wird sich am oberen Ende verjüngen, gummiartig werden, das Fleisch faserig und weniger saftig. Dann ist es schon zu spät für die maximale Qualität. Deshalb erntet er genau jetzt. Erfahrungssache.
Rhabarber zählt zu den ersten Gemüsen, die im Frühjahr ihre Triebe aus der Erde gucken lassen. Ja, richtig, auch wenn er fruchtig-säuerlich schmeckt, wird er botanisch nicht als Obst betrachtet. Den Konsumenten ist das wahrscheinlich nicht so wichtig. Rhabarber erfreut sich seit Jahren steigender Beliebtheit. Doch um die Sommersonnenwende, genauer: am 24. Juni, dem Johannistag, endet die Saison in Deutschland, wie beim Spargel. Aus dem gleichen Grund: Die Pflanzen müssen sich erholen.
Die Ernte: Handarbeit. Die Stange wird leicht gezogen und herausgedreht. „Maschinen würden die Pflanze verletzen“, sagt Hans-Jürgen Peters, der Verlust der Stangen sei ohnehin Stress für sie.
Peters einen grünen Daumen zu bescheinigen, wäre eine starke Untertreibung. Seit bald 50 Jahren baut die Familie Erdbeeren an, bald kam Spargel hinzu. Außerdem Erbsen, Bohnen, Spinat und Möhren. Schließlich auch Rhabarber, der sich in der Fruchtfolge mit Spargel perfekt ergänzt. Auf ihrem Hof in Bergheim, etwa 30 Kilometer westlich von Köln, führt die Familie ein weithin bekanntes Restaurant und einen Reiterhof.
Noch etwas haben Rhabarber und Spargel gemeinsam: Beide lassen sich Zeit. Sie werden sechs, acht, manchmal auch zehn Jahre alt. Peters‘ Rhabarberpflanzen sind ertragreiche, nahezu mannshohe Gewächse der Sorte „Goliath“ und tragen ihren Namen zu Recht: Die Stangen werden gut einen Meter lang, ein bis zwei Kilo schwer und nur für die Saftproduktion angebaut. Mild, fruchtig und säurearm schmecken sie. Doch für die Verwendung in der Küche sind sie einfach zu groß.
Rhabarber erinnert uns an Omas Kompott und Kuchen, vielleicht sogar mit Ernte aus dem eigenen Garten. Doch die Pflanze ist weitgereist. Ursprünglich wurde sie im Himalaya kultiviert und wegen ihrer stoffwechsel- und verdauungsfördernden Wirkung in der chinesischen und arabischen Medizin verwendet. Damals wog man Rhabarber in Gold auf. Ab dem 11. Jahrhundert kam er auf der Seidenstraße nach Europa und wurde zunächst an der Wolga angebaut. Marco Polo oder Thomas Jefferson, Hobbygärtner und dritter Präsident der Vereinigten Staaten, sorgten sich um Fortbestand und Wohlergehen. Mitte des 19. Jahrhunderts wurde der erste deutsche Rhabarber bei Hamburg angebaut. Der lateinische Name Rheum rhabarbarum bedeutet soviel wie „Fremdländische Wurzel“. Doch heute erscheint sie uns natürlich wie ein alter Freund aus Kindheitstagen.
Die Farbe seiner Schale ist immer ein delikates Thema. Schön rosa bis rot – so mögen die meisten Menschen Rhabarber. Jeder, der einmal Kompott oder Marmelade selbst gekocht hat, kennt das leichte Erblassen im Einmachglas. Die appetitliche Farbe bleicht etwas aus. Das hat keine Auswirkung auf den Geschmack, doch es ist einfach, dem entgegen zu wirken: Bei der ViO Schorle werden deshalb die 40 Prozent Rhabarber-Direktsaft mit einem Prozent Schwarzer Johannisbeersaft abgerundet.
12:00 Uhr. Die Mittagshitze brütet über dem abgeernteten Feld. Für diese Pflanzen war es die letzte Saison. Doch der Bestand ist „gut und sehr gesund“, sagt Hans-Jürgen Peters. „Daraus machen wir eine Vermehrung.“ 50, 60 Kilo wiegt Goliaths Ballen. Und er gibt seine Kraft gern an nachfolgende Generationen weiter. Peters wird ihn ausgraben, teilen und daraus neue Pflanzen ziehen. Doch jetzt hat Goliath erstmal Pause.