Die Geburt einer erfrischenden Idee

Als Sirup gegen Kopfschmerzen erfindet der Apotheker John S. Pemberton in Atlanta im Jahre 1886 Coca‑Cola, das später zum amerikanischen Nationalgetränk wird.

Begonnen hat alles mit einem Zufall. Im Jahr 1886 erfindet der amerikanische Arzt und Apotheker John S. Pemberton in Atlanta im Bundesstaat Georgia einen Sirup gegen Kopfschmerzen und Müdigkeit. Vermischt mit Sodawasser entsteht daraus ein erfrischendes Getränk: Coca‑Cola. Pembertons Buchhalter, Frank M. Robinson, entwickelt den klangvollen Namen für das Produkt. Er entwirft auch den bis heute nahezu unveränderten Schriftzug – die Grundlage des Coca‑Cola Designs. Der Apotheker ahnt zu dem Zeitpunkt nicht, dass er mit seiner Erfindung das erfolgreichste Erfrischungsgetränk der Welt kreiert hat. Für fünf Cent pro Glas bietet Pemberton seine wohlschmeckende Patentmedizin im Drugstore „Jacob’s Pharmacy“ an. Im ersten Jahr verkauft er pro Tag gerade einmal neun Gläser.

Vom Zufallsprodukt zum amerikanischen Nationalgetränk

Das Potenzial des neuartigen Getränks erkennt Asa G. Candler. Der Drogist und Vollblutunternehmer erwirbt 1888 für nur 2.300 Dollar die Rechte an Coca‑Cola. Candler verfolgt ein ehrgeiziges Ziel. Er will Coca‑Cola zum amerikanischen Nationalgetränk aufbauen. Um dies zu erreichen, setzt er konsequent auf Werbung und Verkaufsförderung.

1892 gründet Candler in Atlanta die The Coca‑Cola Company. Ein Jahr später lässt er Coca‑Cola beim US-Patentamt als Schutzmarke eintragen. 1894 wird das Getränk erstmals in Flaschen abgefüllt – ein entscheidender Schritt für den Vertrieb des Produkts. Unter Candler boomt das Geschäft. Nur drei Jahre nach seiner Firmengründung verkündet der Unternehmer stolz: „Coca‑Cola wird nun in jedem Bundesstaat der USA getrunken“.

Mit der rasant gestiegenen Nachfrage wächst auch das Produktionsvolumen. Ab 1899 vergibt die The Coca‑Cola Company die Lizenz zum Abfüllen von Coca‑Cola an selbständige Unternehmer, so genannte Konzessionäre. Das Konzessionär-System ist geboren. Damit legt Candler einen weiteren Grundstein für die heute weltweite Verbreitung von Coke.

Die berühmte Konturflasche

1916 gelingt Candler ein letzter genialer Schachzug. Er verbindet rationelle Verpackungs- und Vertriebsmethoden mit originellem Design: In der Glasmanufaktur The Root Glass Company entsteht die legendäre Konturflasche. Die „Flasche mit dem Hüftschwung“ wird zum Kennzeichen von Coca‑Cola. Gemeinsam mit der Rezeptur – die bis heute streng gehütet in einem Safe in Atlanta liegt – und dem Coca‑Cola Schriftzug ist der Markenartikel perfekt.

Auf dem Weg zu Weltruhm

1919 wird die The Coca‑Cola Company für 25 Millionen Dollar an eine Investorengruppe verkauft. Unter Leitung des neuen Präsidenten Robert W. Woodruff ist der Erfolg von Coca‑Cola nicht mehr aufzuhalten. Das 33-jährige Marketing-Genie setzt auf Expansion. Seine Vision: Er will Coca‑Cola überall auf der Welt auf Armeslänge verfügbar machen. 1919 gelingt der Sprung über den großen Teich – in Frankreich eröffnet der erste europäische Coca‑Cola Abfüllbetrieb. 1928 ist Coca‑Cola in Amsterdam erstmals Sponsor der Olympischen Spiele. Ein Jahr später kommt Coca‑Cola nach Deutschland.

Ein bescheidener Anfang in Deutschland

Am 8. April 1929 wird in der „Essener Vertriebsgesellschaft für Naturgetränke“ die erste Flasche des berühmten Softdrinks in Deutschland abgefüllt. Eine halbautomatische Füllmaschine bringt es dank der Geschicklichkeit des Personals auf bis zu 35 Kisten pro Stunde. Zum Vergleich: Die modernen Hochleistungsfüller von heute haben eine Stundenleistung von über 3.000 Kisten. Im Verkauf sind die Anfänge bescheiden. Die Wirte sind skeptisch. Die Deutschen tun sich schwer mit dem amerikanischen Produkt. Im Startjahr beträgt der Verkauf gerade einmal 5.840 Kisten. Dabei erfrischt Coca‑Cola zu dieser Zeit bereits 43 Millionen Menschen in vielen Teilen der Welt. Doch schon bald gelingt es, Getränkegroßhändler aus dem Raum Essen für das neue Getränk zu interessieren. Noch im Herbst 1929 werden erste Verträge abgeschlossen. Die Konzessionäre leisten Pionierarbeit und setzen alles daran, Coca‑Cola auch hierzulande zum Erfolg zu führen.   

Die Deutschen kommen auf den Geschmack

1930 löst die neu gegründete Coca‑Cola GmbH die Essener Vertriebsgesellschaft für Naturgetränke ab. 1934 füllen neben der Essener Produktion bereits vier weitere Betriebe Coca‑Cola ab. Max Keith, Geschäftsführer der Coca‑Cola GmbH, prägt maßgeblich den Aufbau des Unternehmens. Drei Jahrzehnte steht er an der Spitze des Unternehmens und verkörpert das Erfolgsrezept von Coca‑Cola: Tatkraft, Kontinuität und Innovationsgeist. Zehn Jahre nach dem Start von Coca‑Cola in Deutschland sind bereits 50 Fabriken mit einem Jahresabsatz von 4,5 Millionen Kisten in Betrieb. Der Standard-Lieferwagen hat längst die Fahrräder und Handkarren abgelöst.

Mit Erfindergeist durch Kriegs- und Nachkriegszeit

Dann bricht der Krieg aus. In Deutschland ist die Produktion von Coca‑Cola kaum noch aufrecht zu erhalten. Mitarbeiter werden eingezogen, Firmenanlagen zerstört, Rohstoffreserven werden knapp. Vorausschauend entwickelt das Unternehmen in Essen 1940 ein neues Getränk auf Molkebasis: Fanta, bis heute eine der bekanntesten Orangenlimonaden weltweit. Die Produktion von Coca‑Cola muss 1941 komplett eingestellt werden. Die neue Fanta hilft der gesamten deutschen Firmengruppe über Krieg und Nachkriegszeit.

Coca‑Cola ist wieder da

Am 3. Oktober 1949 verlassen nach langer Zeit die ersten Coca‑Cola Lieferwagen das Essener Fabrikgelände. Plakate verkünden: Coca‑Cola ist wieder da! Nach schweren Jahren beginnt ein dynamischer Aufstieg. Schon bald gibt es Abfüllfabriken in einer bis dahin unbekannten Größe. 1954, zum 25. Geburtstag von Coca‑Cola in Deutschland, ist der Wiederaufbau der Produktion in Deutschland abgeschlossen.

Coca‑Cola, der Inbegriff des American way of Life, wird zum Symbol des deutschen Wirtschaftswunders. Mit dem Slogan „Mach mal Pause – trink Coca‑Cola“ trifft Coke 1955 genau den Nerv der deutschen Arbeitsgesellschaft. Das Erfrischungsgetränk ist endgültig in Deutschland angekommen. Nur für die Menschen hinter dem Eisernen Vorhang bleibt Coca‑Cola tabu.

Immer am Puls der Zeit

Mit dem wirtschaftlichen Aufschwung kommen die Innovationen. Flaschen-Kühlautomaten, Thekenzapfgeräte, die große Familienflasche und schließlich die Dose. Coca‑Cola soll für die Verbraucher überall auf Armeslänge erreichbar sein, zu Hause und unterwegs. Das Erfrischungsgetränk begleitet die Bundesbürger in die Freizeitgesellschaft der 60er Jahre. Es gehört in allen Lebenslagen selbstverständlich dazu. Das zeigen auch steigende Umsatzzahlen. 1967 werden in der Bundesrepublik zum ersten Mal in einem Jahr mehr als 100 Millionen Kisten Coca‑Cola verkauft.

Ein Jahrzehnt später bekommt der Traum vom unbegrenzten Wirtschaftswachstum erste Risse. Die junge Generation will anders leben, sie ist weniger konsumorientiert. Coca‑Cola ist dabei und „macht mehr draus“, so ein Slogan der 70er Jahre. Werbung und Markenauftritt erhalten einen zeitgemäßen Anstrich. Zu Schriftzug und roter Farbe kommt die „dynamische Welle“ hinzu. Bis heute gehört sie zum Erscheinungsbild von Coca‑Cola.

Light und leicht

Zu Beginn der 80er Jahre erobert der Fitness-Trend die Welt. Coca‑Cola überrascht die deutschen Verbraucher mit einer kalorienarmen Variante von Coke: Coca‑Cola light. Damit weist das Unternehmen der gesamten Lebensmittelindustrie den Weg und initiiert eine riesige Light-Welle. Auch bei der Packungsentwicklung setzt Coca‑Cola Maßstäbe. 1990 kommt die 1,5 Liter PET Mehrwegflasche in Deutschland auf den Markt. Sie ist leicht und vollständig recyclebar. Die PET Flasche wird in Deutschland zur führenden Verpackung für alkoholfreie Getränke.

Coca‑Cola grenzenlos

Am 9. November 1989 geschieht das Unglaubliche. In Berlin fällt die Mauer. Noch am Abend sind unzählige Coca‑Cola Mitarbeiter zur Stelle und verteilen an den Mauerdurchbrüchen kostenlos die Produkte des Hauses. Coca‑Cola wird einmal mehr zum Symbol für Freiheit und Demokratie. Nach bewährtem Muster erschließt Coca‑Cola den ostdeutschen Markt. Innerhalb kürzester Zeit entsteht in den fünf neuen Bundesländern ein flächendeckendes Produktions- und Vertriebsnetz. Im Mittelpunkt der bewegten Jahre steht Berlin. 2003 verlagert die Coca‑Cola GmbH ihren Hauptsitz von Essen in die Hauptstadt.

2009 feiert Coca‑Cola in Deutschland den 80. Geburtstag. Was sich vor mehr als einem Jahrhundert niemand hätte träumen lassen – am allerwenigsten vermutlich der Coca‑Cola Entdecker Pemberton – ist wahr geworden: Ein Erfrischungsgetränk hat einen beispiellosen Siegeszug um die Welt angetreten. Heute erleben Millionen von Menschen in über 200 Ländern täglich erfrischende Momente mit Coca‑Cola.