Immer mehr Getränkeflaschen bestehen teilweise oder ganz aus recyceltem PET. Wie wird es gewonnen? Wie weiterverarbeitet? Und welchen Nutzen hat es für Klima und Umwelt?
08/09/2020
COCA-COLA verwendet schon seit einigen Jahren recyceltes PET, das sogenannte rPET für Einweg und Mehrwegflaschen – und erhöht den Anteil des recycelten Materials weiter. Doch was ist das überhaupt genau – rPET? Wo wird es eingesetzt? Und wie unterscheidet es sich von neuem Material? Antworten von unserer Expertin Christine Bergmann, Manager Packaging und Supplier Quality bei Coca‑Cola European Partners Deutschland.
„Altes PET zu neuem Material – das passiert bislang in dem oben beschriebenen mechanischen Prozess. Grundsätzlich ist auch das so genannte chemische Recycling möglich, bei dem verschiedene Verfahren genutzt werden. So können die Kunststoffpolymere zum Beispiel bei hohen Temperaturen chemisch in kleine Teile aufgespalten werden. Hierfür kann jeglicher PET-Abfall genutzt werden, zum Beispiel auch Polyestertextilien oder Plastik aus dem Meer. Bislang ist chemisches Recycling jedoch nicht in industriellem Maßstab verfügbar. Die Kooperation von Coca‑Cola European Partners mit dem niederländischen Start-up CuRe könnte das ändern.“
„Recyceltes PET wird vor allem aus gesammelten Getränkeflaschen gewonnen. Sie werden sortiert, zerkleinert und gereinigt. Die dabei entstehenden „Flakes“ – zu deutsch: Flocken – können dann eingeschmolzen und wieder zu einem kleinen PET-Rohling verarbeitet werden, der in der Produktion zu einer befüllbaren Flasche aufgeblasen wird.“
„Es gibt verschiedene Qualitätsstufen, die sich danach unterscheiden, wofür rPET verwendet werden kann – etwa für Textilfasern, für Folien und Flaschen oder sogar für Medizinprodukte. Die europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat Qualitätsanforderungen aufgestellt, die darüber entscheiden, wo rPET eingesetzt werden darf. So gibt es auch besondere Anforderungen für Material, das in direkten Kontakt mit Lebensmitteln kommt.“
„Recyceltes PET ist nicht identisch mit neuem Material. So ist rPET zum Beispiel etwas dunkler als neues PET. Unterschiede gibt es auch bei der Druckbeständigkeit und der so genannten Viskosität, also der Zähflüssigkeit.“
„Grundsätzlich lässt sich PET unendlich oft recyceln. Doch im mechanischen Recyclingverfahren finden immer wieder Verunreinigungen statt, so dass im Prozess ein Anteil neues PET hinzugefügt werden muss, um eine lebensmitteltaugliche Qualität zu gewährleisten.“
„Wie viel recyceltes Material in Getränkeflaschen eingesetzt werden muss, ist seit 2019 auf europäischer Ebene klar geregelt: Laut der Richtlinie zu Einwegprodukten aus Kunststoff müssen PET-Flaschen ab 2025 mindestens 25 Prozent recycelten Kunststoff enthalten und ab 2030 sogar 30 Prozent.“ Flaschen der ViO Familie sind bereits auf 100 Prozent rPET umgestellt.
„PET-Getränkeflaschen wurden laut dem Forum PET hierzulande im Jahr 2017 zu 93 Prozent recycelt, bei bepfandeten Einwegflaschen sind es gut 97 Prozent. 32,6 Prozent wurden wieder zu Flaschen, 29,4 Prozent zu Folien und 21,8 Prozent zu Fasern.“
„rPET ist aufgrund seiner guten Eigenschaften ein begehrtes Material und daher vor allem in lebensmitteltauglicher Qualität nur begrenzt verfügbar. Derzeit ist recyceltes PET daher auch etwa 50 Prozent teurer als neues Material. Deshalb ist das neue Verfahren von CuRe besonders für die Zukunft interessant.“
„Es steckt in Kinderwagen und Rucksäcken, Regenschirmen und Spülmittelflaschen: Viele unterschiedliche Produkte enthalten heute recyceltes PET. Aus alten PET Flaschen kann sogar ein Fleecepullover werden: Dazu werden aus den Flaschen Polyesterfäden hergestellt. Und natürlich werden – unter deutlich strengeren Qualitätsanforderungen als etwa für Wasch- und Reinigungsmittel – aus recyceltem PET wieder Getränkeflaschen.“
„Schon Anfang der 1990er Jahre begann Coca‑Cola erste Versuche mit recyceltem Material. Die erste Flasche aus 100 Prozent rPET kam 2015 bei Coca‑Cola life zum Einsatz. 2021 haben wir die Umstellung auf 100 Prozent recyceltes Material für alle PET-Einwegverpackungen bis einschließlich 0,5 Liter von Coca‑Cola, Fanta, Sprite, mezzo mix sowie von ViO, Fuze Tea und Powerade abgeschlossen.