Geschichte der Verpackung

Sixpack? Ganz einfach!

Das Design unserer Flaschen und Dosen gilt als Klassiker, scheinbar für die Ewigkeit gemacht. Doch sie wurden stetig weiterentwickelt. Die Geschichte der Verpackungen von Coca‑Cola

29/05/2020

HEUTE DENKEN WIR beim Thema Sixpack weniger an Getränkeverpackungen, als vielmehr an durchtrainierte Körper. Und das ist auch gut so. Denn das Sixpack für Getränke ist uns so selbstverständlich geworden, dass wir es kaum noch bemerken. Beinahe 100 Jahre ist es her, dass es von Coca‑Cola erfunden wurde. Es hat den Handel mit Getränken grundlegend verändert.

Damals, Anfang der 1920er Jahre, kaufte man entweder einzelne Flaschen oder ganze Kisten. Die waren aus Holz, die Flaschen aus Glas. Es fehlte eine Packungsgröße, die auch Untrainierte aus dem Supermarkt nach Hause tragen konnten. Denn Kühlschränke wurden immer populärer und viele Menschen wollten eiskalte Coke im Haus haben.

Dies ist nur eine von vielen Erfindungen, mit denen Coca‑Cola im Lauf der letzten 134 Jahre auf die Bedürfnisse der Konsumenten eingegangen ist. Das Design der Flaschen und Dosen gilt als Klassiker. Manchmal scheint es, als wären sie für die Ewigkeit gemacht, doch sie wurden stetig weiterentwickelt. Die Geschichte unserer Verpackungen ist eine Geschichte permanenter Innovation.

DIE ERSTE VERPACKUNG von Coca‑Cola war: gar keine. Nachdem John Stith Pemberton im Frühjahr 1886 die Rezeptur für Coca‑Cola erfunden hatte, fragten schon zum Sommer immer mehr Kunden nach diesem erfrischenden Getränk, das neuerdings für fünf Cent pro Glas zu haben war. Damals wurde Coke glasweise als Sirup mit Soda aufgegossen. Die Zapfanlagen: haltbar, zeitlos und wiederbefüllbar. Ein moderner Getränkespender, der es später sogar ins All schaffte…

ANFANGS WIRD Coca‑Cola nur in sogenannten Soda-Bars ausgeschenkt. Sie sind für Amerikaner gegen Ende des 19. Jahrhunderts das, was den Wienern ihre Kaffeehäuser sind: Dreh- und Angelpunkte des sozialen Lebens. Die Sodas werden frisch gemixt oder gezapft und mit sprudelnder Kohlensäure versetzt. Erst im Jahr 1928 wurde mehr Coke in Flaschen als Soda-Bars verkauft. Ein Spender ist heute ein kostbares Sammlerstück.

DIE ERSTE GLASFLASCHE für Coca‑Cola kam 1899 auf den Markt. Der Erfinder Charles G. Hutchinson hatte einen Verschluss entwickelt, bei dem man einen Metallbügel herunterdrückte, um die Flasche zu öffnen. Die Hutchinson-Flasche wurde bis 1902 verwendet…

… und schon bald durch Flaschen mit Kronkorken ersetzt. Sie ermöglichten eine schnelle und sichere Abfüllung.

DIE ERFOLG kam rasant. Und mit ihm die Nachahmer. Flaschen wie diese hatten ein Papieretikett, doch wurden sie zu jener Zeit gerne aus eisgefüllten Bottichen verkauft. Im Eiswasser löste sich das Etikett. Und mancher Kunde griff zur falschen Flasche.

ES BEGANN DIE SUCHE nach einer Verpackung, die mit den Verwechslungen Schluss machte. Wer eine Coke mit geschlossenen Augen aus einem Eiskübel zog, sollte gleich wissen, was er in der Hand hatte. Eine Flasche sollte entstehen, die so einzigartig wäre, dass sie „im Dunkeln ertastet werden könnte und auch dann noch erkennbar bleibt, wenn ihre Scherben irgendwo auf dem Boden liegen“. So lautete die Ausschreibung, die im April 1915 an zehn Glasfabriken in den Vereinigten Staaten ging.

Die Root Glass Company aus Indiana machte das Rennen: Für die Konturflasche hatten die Designer sich Inspiration bei der Form einer Kakaofrucht geholt. Schon damals fanden wir sie zu schade zum Wegwerfen. Das Pfandsystem für Glasflaschen gibt es bei Coca‑Cola seit 1916. Und beim Start 1929 wurde es auch in Deutschland eingeführt.

BIS HEUTE ist jede Verwechslung ausgeschlossen. Die Coca‑Cola Flasche gehört zu den bekanntesten Alltagsgegenständen überhaupt. An der Form, so wie sie vor 100 Jahren entstand, änderte sich nicht viel. Scheinbar. Zunächst kam im Jahr 1956 der Markenname in weißem Siebdruck auf die Flasche, auch machte sie eine Schlankheitskur, damit sie besser in die gängigen Flaschenkisten passte.

EINE DER WICHTIGSTEN Erfindungen der Getränkeindustrie: das Sixpack. 1923, also vor bald 100 Jahren, führte Coca‑Cola diese Verpackung ein. Schon damals bat man die Konsumenten, zusammen mit den Glasflaschen auch den Karton zurückzugeben.

EIN EXPERIMENT: Die ersten Getränkedosen wurden in den 1930er Jahren für Bier produziert. Man musste ihnen noch einen Öffner beilegen. 1936 unternahm Coca‑Cola erste Versuche mit Softdrinks. Unnötig zu erklären, warum er nicht auf den Markt kam. Aber Versuch macht klug…auch wenn noch einmal 20 Jahre vergingen, ehe die erste Coke in Dosen in den Handel kam.

IN DEN SECHZIGER JAHREN werden die Verpackungen von Coca‑Cola zu Ikonen der Popkultur. Die Coca‑Cola Flasche tritt in Hollywood-Filmen auf und Künstler wie Dalí oder Roy Lichtenstein sichern ihr einen festen Platz in der Bildenden Kunst. Besonders aber Andy Warhol ist es, der ihr ganzes populäres Potential erkennt. „In Amerika ist es seit jeher so, dass auch der reichste Verbraucher im Wesentlichen das gleiche kauft wie der ärmste“, schreibt er in seinen Aufzeichnungen. „Eine Coke ist eine Coke und für kein Geld der Welt kannst du eine bessere Coke kaufen, als die, die der Typ an der Ecke trinkt. Alle Cokes sind gleich und alle Cokes sind gut. Das weiß Liz Taylor, das weiß der Präsident, das weiß der Typ an der Ecke, und du selber weißt es auch.“

ABER MANCHMAL muss man auch loslassen können: Der erste Softdrink, der im Weltall getrunken wurde, war eine Coke.

Kann man kohlensäurehaltige Getränke im All überhaupt trinken? Schmeckt eine Coke einem Astronauten anders als uns auf der Erde? Um dies herauszufinden, schickte Coca‑Cola Mitte der achtziger Jahre eine Generation speziell entwickelter Coca‑Cola Dosen auf Weltraummission. 1985 testeten Astronauten die „Coca‑Cola Space Can“ an Bord des Space Shuttle Challenger. Eine aufwändige Technik verhinderte, dass die Astronauten sich im schwerelosen Raum verschlucken. Auf Fingerdruck strömte das Getränk in den Mund. 1995 schließlich nahm das Space Shuttle Discovery einen ganzen Coca‑Cola Spender, wie man ihn aus amerikanischen Bars kannte, mit ins All. Die Crewmitglieder konnten sich damit aus Sodawasser und Sirup ihre Coke mixen, wie früher in den Soda-Bars.

LEICHTGEWICHT: Die erste Coca‑Cola Flasche aus Polyethylenterephtalat, besser bekannt als PET, kommt 1978 auf den Markt. Bereits 1941 wurde PET von britischen Chemikern für ein Textilunternehmen erfunden. Als Textilfaser wird es verwendet, weil es leicht, knitterfrei, reißfest und witterungsbeständig ist. Außerdem nehmen Gewebe aus PET sehr wenig Flüssigkeit auf. Anders verhält es sich bei Getränkeflaschen: Hier wird eine Flüssigkeitsaufnahme durchaus angestrebt…

GEFÜHLSSACHE: Bis heute gibt es überzeugte Anhänger von Dose oder Glasflasche. Mehr noch: PET ist in jeglicher Form soweit verbreitet, dass es weltweit Kritik hervorgerufen hat. Denn wenn PET-Flaschen in der Umwelt oder den Meeren landen, werden sie zu Müll. Nur wenn sie gesammelt, recycelt und wiederverwertet werden, wird das Potenzial dieses besonderen Wertstoffs richtig ausgeschöpft.

GUT GEWACHSEN: Die 2011 entwickelte PlantBottle™ Flasche war bislang in Deutschland für unsere Getränke der Marke ViO im Einsatz. Sie ist eine wiederverwertbare PET-Getränkeflasche, die zum Teil aus Pflanzenmaterial, zum Teil aus wiederverwertetem Kunststoff hergestellt ist. Auch der pflanzliche Anteil ist voll recycelbar. Für ViO hat sie nun jedoch ausgedient: Bis Ende 2020 werden alle Produkte der Marke auf 100% recyceltes PET umgestellt.

BEREITS HEUTE NUTZT Coca‑Cola möglichst viel recycelte Materialien für die Flaschenherstellung, zum Beispiel rPET (Kunststoff aus wiederaufgearbeiteten Flaschen), Altmetall für Dosen oder recyceltes Glas. Bis 2025 sollen weltweit mindestens 50 Prozent des Materials der Einweg-PET-Flaschen aus Recyclingmaterial stammen. In Deutschland werden Getränke der Marke ViO bis 2021 nach und nach auf 100 Prozent recyceltes PET umgestellt.