Warum die Dose besser als ihr Ruf ist

Getränkedosen: Schlecht für die Umwelt? So einfach ist es nicht

Die Dose ist klein, leicht und schützt ihren Inhalt perfekt. Dennoch wird sie häufig kritisiert. Dabei ist die Getränkedose deutlich besser als ihr Ruf

28/10/2020

DAS GERÄUSCH beim Öffnen einer Coke Dose erkennen wir alle mit geschlossenen Augen. Der erste Gedanke ist rein positiv: Jetzt kommt die Erfrischung! Und der zweite: Muss es wirklich die Dose sein? Ist sie nicht schrecklich umweltbelastend? Aber stimmt das überhaupt? Und wie kommt es, dass die Dose so ein schlechtes Image hat?

Die Dose: eine Verpackung mit Vergangenheit

Vielleicht liegt es ein bisschen an ihrer wilden Vergangenheit. Wir wissen alle: eine Vergangenheit lässt sich nicht so leicht abschütteln. In den Sechzigern kam Coca‑Cola erstmals in Dosen auf den deutschen Markt. Damals war eine Getränkedose fast so unhandlich und schwer wie eine Raviolidose. Es war die Zeit des Wirtschaftswunders, über Mülltrennung und Recycling machte man sich damals noch nicht allzu viele Gedanken.

Dagegen ist sie heute ein Leichtgewicht. Das Dickerchen von damals hatte eine ziemlich massive Wand und brachte stolze 80 Gramm auf die Waage. Heute wiegt sie je nach Materialmix zwischen neun und 20 Gramm, die Dosenwand ist etwa so dünn wie ein menschliches Haar.

Oder in den Achtzigern, als alle dachten, dass die Welt bald untergeht und wir kurz vor einem Atomkrieg stünden. Damals war das Thema Nachhaltigkeit etwas unterrepräsentiert. Man lebte für das Heute, „No future“ bestimmte das Lebensgefühl.

Wer ein ordentlicher Punk war, der trank seine Dose aus und warf sie über die linke oder rechte Schulter. Ex und Hop, aus den Augen, aus dem Sinn. Die Dose wurde damals zum Symbol für die gesamte Wegwerfgesellschaft.

Die Dose: vom Wegwerfartikel zum Wertstoff

Die leere Dose im Wald ist zum Glück Geschichte. Heute wissen wir, dass die Metall-Hülle um die Coke viel zu schade für den Müll ist. Das Metall-Recycling war schon lange sehr effektiv und wurde seitdem mit Riesenschritten weiterentwickelt.

Eine leere Dose kann einfach recycelt werden – und bei der Herstellung von Metall wird in der Regel auch Altmetall eingesetzt. In einer Getränkedose steckt also vielleicht auch eine alte Dose. Damit liegt ihre Umweltbilanz durchaus im Bereich einer gläsernen Einwegflasche. 99,1 Prozent der in Deutschland verkauften Dosen werden über das Pfandsystem zurückgegeben und wiederverwertet.

Aber nicht nur das leichte Gewicht und das Leben nach der Verwendung wirken sich positiv auf die Umweltbilanz der Dose aus. Sie hat noch mehr Vorteile.

Wer nur schnell einen Schluck Coke, Fanta, Sprite oder mezzo mix trinken will und danach eine Trinkpause einlegt, hat mit der Dose natürlich die falsche Wahl getroffen. Wiederverschließbar ist sie bis auf wenige Ausnahmen nach wie vor nicht. Aber erstens gibt es für diese Gelegenheit andere Verpackungen und zweitens hat man manchmal genau den Durst für eine Dosenfüllung.

Und dann kann die Dose ihre Vorteile ungehindert ausspielen. Zum einen ist sie unnachahmlich kompakt. Sie passt einfach überall ins Gepäck und wo und wie auch immer der Koffer oder Rucksack rumgeschaukelt wird: man muss sich keine Sorgen machen, dass das gute Stück schnell platzt.

Eine befüllte Dose ist nahezu unkaputtbar. Sie hält den Druck der Kohlensäure aus, ihr Inhalt bleibt geschützt gegen alles, was von außen kommt, nicht nur gegen Schmutz und Erschütterung, sondern auch gegen Licht.

Viele Erfrischungsgetränke halten deutlich länger, wenn sie vor Licht geschützt werden. Die Dose bringt ihren Lichtschutz immer gleich mit. Deshalb ist auch das Mindesthaltbarkeitsdatum einer Getränkedose immer deutlich länger als das einer lichtdurchlässigen Flasche. Aber wer will die Coke schon aufbewahren, bis das MHD näherkommt?

Und lange vor diesem Datum zeigt die Dose noch einen großen Vorteil: Sie lässt sich leichter und schneller kühlen als die größeren Verpackungskollegen. Sie passt in jeden Kühlschrank, jede Kühlmanschette, jede Kühlbox.

Früher dachten wir: Alles, was sich mehrfach befüllen lässt, ist auch besser für die Umwelt. Heute wissen wir, dass viel mehr Faktoren in die Umweltbilanz zählen. Das nachhaltige Leben ist komplexer geworden. Eine Mehrweg-Glasflasche, die erst voll, dann leer und wieder voll, mehrmals über weite Strecken durch die gesamte Republik gefahren wird, hinterlässt unter Umständen einen größeren CO2-Fußabdruck, als eine Dose.

Die Dose: weniger Gewicht auf der Straße

Das liegt nicht nur daran, dass die Dose kaum Gewicht auf die Straße bringt. Die Dose kann mit ihrer zylindrischen Form viel enger gepackt werden als jede andere Verpackung. Dadurch, dass keine Kästen zusätzlich transportiert werden und die Wand zwischen Dose und Dose unglaublich dünn ist, fährt ein Getränketransport fast ausschließlich Flüssigkeit durch die Gegend. Das spart Benzin und Reifenabrieb und schafft eine Konzentration auf das Wesentliche: Weniger Verpackung geht kaum.

Ist die Dose denn nun gut oder schlecht? Umweltschädlich oder in Ordnung? Es kommt darauf an. Wie andere Packungen auch hat sie Vorteile und Nachteile. Und deshalb hat sie aus vielen guten Gründen ihren Platz im Verpackungsmix von Coca‑Cola. Wer wandern geht, wird nicht die große, schwere Glasflasche in den Rucksack packen und wer zuhause mehrere Menschen am Tisch versorgt, sollte eher auf große Mehrwegflaschen aus PET oder Glas setzen und die Dose für andere Gelegenheiten aufbewahren. Der Konsument entscheidet immer mit. Und für alle Verpackungsvarianten gilt: Sind sie ausgetrunken, gehören sie natürlich zurück in den Wertstoffkreislauf.